Lernmodul: OER - Das Fremde nutzen, das Eigene teilen
6 Eigene OER teilen – Lizenzvergabe, Metadaten und Prüfung
Wie Sie Ihre Lehr-Lernmaterialien als Open Educational Resources teilen können, erfahren Sie in diesem Kapitel. Dabei lernen Sie, wie Sie Ihren Materialein eine Creative-Commons-Lizenz zuweisen können und welche Tools es dafür gibt. Wenn Sie CC-lizenzierte Materialien anderer nachgenutzt haben, kann es notwendig sein, die Kompatibilität der Lizenzen dieser Werke zu überprüfen. Wann das der Fall ist, in welchen Fällen CC-Lizenzen kompatibel sind und welche Konsequenzen die (Nicht-)Kompatibilität hat, werden Sie ebenfalls kennenlernen. Anschließend erfahren Sie, welche Möglichkeiten der Veröffentlichung bestehen und was Sie tun können, um anderen die Nachnutzung Ihrer Materialien zu erleichtern. Zum Schluss wenden Sie ein Prüfinstrument auf eine CC-lizenzierte Präsentation (OER) an.
Einen ersten Überblick über die Vergabe von CC-Lizenzen erhalten Sie zusammen mit Dr. Y im Folgenden Video (ca. 3 Minuten). Achten Sie insbesondere auf das Thema Kombinierbarkeit (von verwendeten CC-lizenzierten Materialien) und die anschauliche Darstellung mittels Früchten.
Lizenzvergabe
Damit andere Ihre Lehr-Lernmaterialien nachnutzen können, müssen sie dafür von Ihnen eine Erlaubnis dafür bekommen. Wie Sie inzwischen wissen, kann diese mithilfe der Creative-Commons-Lizenzen realisiert werden. Wenn Sie also eine Erlaubnis erteilen wollen, gehen Sie folgende Schritte ab:
- Überlegen Sie, unter welcher Lizenz Ihre Materialien stehen sollen. Dabei ist es wichtig zu bedenken, dass nur die Lizenzen CC0. CC BY und CC BY-SA OER-kompatibel sind. Die Module NC und ND schränken die für didaktische Zwecke notwendigen Nachnutzungsmöglichkeiten zu stark ein. Erinnern Sie sich an Kapitel 2, in dem Sie Ihre eigene Praxis bei der Erstellung von Lehr-Lernmaterialien reflektieren und auf die Einschränkung des ND-Moduls beziehen sollten (die Problematik des NC-Moduls können Sie nochmals hier nachlesen).
- Wenn Sie sich für eine CC-Lizenz entschieden haben, erstellen Sie diese und bringen sie anschließend an Ihrem Material an. Eine Lizenz kann man selber erstellen. Die Bestandteile, die eine CC-Lizenz erhalten muss, haben Sie bereits in Kapitel 4 kennengelernt. Hier diente die TULLU-Regel als Merkhilfe: Titel Ihres Werkes, Ihren Namen als Urheber oder Urheberin, die gewählte Lizenz (z. B. CC BY 4.0), den Link zum Lizenztext (Vertragstext oder Zusammenfassung, s. g. Deed). Wenn Sie bereits den Veröffentlichungsort Ihres Materials oder sogar den Link kennen, geben Sie diese ebenfalls an. Kein Muss aber eine für Nachnutzende sehr hilfreiche Maßnahme ist es, das Lizenz-Icon der Lizenz hinzuzufügen. Diese Icons finden Sie unter Downloads der Creative-Commons-Seite.
- Zusammen mit der oben genannten Lizenz sollten auch Ausnahmen von der Lizenz aufgelistet werden. Hierfür gibt es keine formalen Vorgaben. Es kann sein, dass Sie in Ihren Materialien Werke Dritter verwenden dürfen, die aber nicht CC-lizenziert sind. Das können wie schon im vorherigen Kapitel genannt, Logos Ihrer Hochschule sein, Werke, für die Sie anderweitig eine Nutzungserlaubnis haben (Kaufvertrag, andere Lizenzen) oder Zitate.
- Bei der Erstellung einer solchen Lizenz können aber auch Tools helfen.
- Hier empfiehlt sich das offizielle Tool der Creative Commons. Schauen Sie sich zum Einstieg dieses Video an (die Oberfläche des Tools wird stetig verbessert, so dass das Video vor allem der ersten Orientierung dient). Vorteile: Links, wie zur Lizenz, werden automatisch gesetzt, außerdem erhält man einen Quellcode, den man in eine Webseite integrieren kann, falls das benötigt wird. Achten Sie darauf, ob auf der Tool-Seite eine Beta-Version angeboten wird und probieren Sie diese aus. Sie könnte komfortabler sein.
- Ein anderes inoffizielles Tool ist der Bildungsteiler des OERhörnchens.
In diesem Video wird die Vergabe einer Lizenz mitsamt ihren Bestandteilen anschaulich erläutert (ca. 3 Minuten, kein Ton). Eine barrierearme Beschreibung befindet sich unterhalb des Videos.
Beispiel für eine vergebene CC-Lizenz mithilfe des Tools OERhörnchen sowie Formulierung von Ausnahmen von der Lizenz:

Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind - sofern nicht anders angegeben - lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: "OER-Video Farbenlehre" von Maxi Muster, Lizenz: CC BY 4.0.
Von der Lizenz ausgenommen sind Zitate, das Hochschullogo sowie die Bilder "Sonne" (S. 3) und "Baum" (S. 4). Bilder "Sonne" und "Baum" von Manuela Musterin.
Benutzen Sie nach Möglichkeit keine oder so wenige Werke Dritter wie möglich, für die nur Sie eine Nutzungserlaubnis haben. Die Nachnutzenden müssen rein urheberrechtlich diese Werke entfernen, was die Nachnutzung komplizierter macht. (In einer PowerPoint-Präsentation mag das Entfernen noch einfach sein, in einem Video / mp4-Datei nicht mehr.)
Die folgende Aufgabe ist mehrteilig. Bitte bearbeiten Sie zunächst nur die erste Seite, auf der Sie eine Lizenz nach dem eben beschriebenen Muster vergeben müssen. Den Rest bearbeiten Sie bitte, nachdem Sie das Kapitel "Meine" CC-Lizenz und die CC-Lizenz als Quellenangabe" gelesen und das Video "Arbeitsblatt" gesehen haben. Weitere Anleitungen folgen in der Aufgabe.
Lizenzkompatibilität / Kombinierbarkeit von Werken mit unterschiedlichen CC-Lizenzen
Lizenzkompatibilität bei CC-lizenzierten Werken ist im Kontext von OER ein fortgeschrittenes Thema. Wenn Sie sich aber an den folgenden beiden Merksätzen orientieren, werden Sie auch damit mühelos umgehen können.
Ob aus lizenzrechtlicher Sicht zwei oder mehr CC-lizenzierte Werke miteinander kombiniert werden können, hängt davon ab, ob die Kombination eine Zusammenstellung oder eine Verschmelzung von Materialien darstellt.
Bei einer Zusammenstellung werden unveränderte Ausgangswerke so verwendet, dass sie klar voneinander abgrenzbar nebeneinander - jedes für sich - stehen. Eine Zusammenstellung kann mit allen CC-lizenzierten Werken erfolgen. Ein Beispiel sind Texte in einem Reader. Das gleiche gilt für Bilder und Grafiken in einem Text oder einer Präsentation.
Bei einer Verschmelzung sind die einzelnen Werke nicht mehr klar voneinander unterscheidbar. Das ist beispielsweise beim Kombinieren oder Collagieren von Fotos der Fall oder bei der Unterlegung eines Videos mit Musik. Durch eine Verschmelzung entsteht ein neues, eigenständiges Werk.
Bei einer Zusammenstellung kann es nicht zu einer Lizenzinkompatibilität kommen. Die Werke stehen nebeneinander, ihre jeweiligen Lizenzen müssen lediglich jeweils genannt werden. Bei einer Verschmelzung, die eine Bearbeitung des Materials darstellt, entsteht ein neues Werk. Auch hier müssen die Lizenzen für die Ausgangswerke benannt werden, zusätzlich erhält der / die Bearbeitende aber noch Urheberrechte und kann oder muss (bei SA-Lizenzen) bei einer Veröffentlichung eine neue Lizenz vergeben. Die neue Lizenz kann jedoch nicht beliebig gewählt werden. Sie richtet sich nach den Lizenzen der Ausgangswerke und die strengste von diesen, also diejenige mit den meisten Bedingungen, muss vergeben werden.
Wenn die Kombination der Materialien eine Verschmelzung darstellt, muss geprüft werden, ob die jeweiligen Lizenzen der Ausgangsmaterialien miteinander kompatibel sind. Bei Präsentationen und Webseiten handelt es sich grundsätzlich um Zusammenstellungen. Wenn ein Musikstück zur Untermalung eines Videos verwendet wird, dann handelt es sich um eine Verschmelzung.
Eine Lizenzinkompatibilität tritt beispielsweise auf, wenn zwei Inhalte mit unterschiedlichen CC-Modulen und beide mit dem Share Alike-Modul (SA, Weitergabe unter gleichen Bedingungen) versehen sind. So sind die Lizenzen CC BY-SA (Weitergabe unter gleichen Bedingungen) und CC BY-NC-SA (nur nicht kommerzielle Nutzung, Weitergabe unter gleichen Bedingungen) zueinander nicht kompatibel. Denn der neu geschaffene Inhalt müsste der einen Lizenz zufolge für die kommerzielle Nutzung freigegeben sein, der anderen zufolge nicht. Die Einhaltung der einen Lizenz würde zur Verletzung der anderen führen. In einem solchen Fall müssten Sie tatsächlich den einen Rechteinhaber um Erlaubnis fragen, oder prüfen, ob eine gesetzliche Erlaubnis greift.
Die folgende Tabelle zeigt, wie Inhalte miteinander kombiniert werden können, die unter unterschiedlichen CC-Lizenzen stehen. Dabei ist erkennbar, dass Materialien, die mit einer ND-Lizenz versehen sind, eben nicht mit anderen Werken verschmolzen werden können.
Wenn Sie also zwei CC-lizenzierte Materialien miteinander so kombinieren wollen, dass eine Verschmelzung entsteht, prüfen Sie vorher die Lizenzen auf Ihre Kompatibilität. Dazu können Sie auch das Tool CC-Mixer verwenden.
"Meine" CC-Lizenz und die CC-Lizenz als Quellenangabe
Sie haben in Kapitel 4 gesehen, dass Sie eine CC-Lizenz als Quellenangabe für fremde Werke einfügen müssen. In diesem Kapitel haben Sie das Vorgehen gelernt, wie Sie eine eigene Lizenz (Erlaubnis) vergeben. Äußerlich unterscheiden sich diese Lizenzangaben nicht, aber sehr deutlich in der Funktion. (Äußerlich sind höchstens folgende Unterschiede möglich: Bei der eigenen Lizenz kommt eventuell ein Passus über von der Lizenz ausgeschlossene Werkteile hinzu. Während bei der Quellenangabe die vorgenommenen Veränderungen angezeigt werden müssen.)
Im folgenden Video sehen Sie anschaulich, wie ein OER mit einem eingebundnen fremden Werk bezüglich der Lizenzen aussehen kann (ca. 4 Minuten, ohne Ton). Eine barrierearme Beschreibung befindet sich unterhalb des Videos.
Hier sehen Sie ein Beispiel für eine Zusammenstellung aus mehreren fremden Werken, die auch eigenes Material beinhaltet. Wichtig, wie im obigen Video auch schon dargestellt wird, ist, dass man nicht nur die Quellen für die verwendeten CC-lizenzierten Werke nennt, sondern auch eine CC-Lizenz für das eigene Lehrmaterial vergibt.
Veröffentlichung und Nachnutzung
Dateiformate
Das Ziel von Open Educational Resources ist es, dass die Lehr-/Lernmaterialien von anderen nachgenutzt werden können. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist, dass die von den Urheber*innen zur Verfügung gestellten Dateien bearbeitbar sind. Wenn Sie also Ihre OER teilen, achten Sie darauf, dass es z. B. keine oder nicht nur PDFs sind, sondern die Ausgangsdateien wie .doc/.odt oder .ppt/odp. Sie können beides teilen. Das lohnt sich auch bei Dateiformaten von Fachanwendungen. Es wird sicherlich Nachnutzende geben, die diese gebrauchen können, auch wenn es nicht die Mehrheit ist.
Veröffentlichungsorte
Für die Veröffentlichung von Lehr-/Lernmaterialien, die sich ausdrücklich an Lehrende und Studierende an Hochschulen richten, nutzen Sie am besten die entsprechenden Landesportale der Bundesländer, die Sie bereits in einem früheren Abschnitt kennengelernt haben. Falls Ihr Bundesland nicht über solch ein Portal verfügen sollte, können Sie den Upload beim Landesportal Niedersachsen "Twillo" vornehmen. Recherchieren Sie auf den Portalen, ob Sie beim Upload persönliche Unterstützung erhalten können. Das Hochladen einer Präsentation wird weniger kompliziert sein, das ändert sich aber, wenn Sie ganze Kurse, die Sie in Ihren Lernmanagementsystemen, wie ILIAS oder Moodle, erstellt haben. So ist es bspw. sinnvoller, ILIAS-Ordner hochzuladen als Kurse, da an vielen oder den meisten Hochschulen Lehrende nicht das Recht haben, Kurse zu importieren. Ordner in bereits existierende Kurse hingegen schon.
Erkundigen Sie sich ebenfalls an Ihrer Hochschule, ob es eine öffentliche Mediathek oder sogar einen öffentlichen Teil Ihres Lernmanagementsystems gibt.
Eine weitere Möglichkeit stellt Zenodo dar, eine Open-Access-Plattform für die Archivierung und Freigabe wissenschaftlicher Forschungsdaten und -publikationen. Sie wurde 2013 von CERN entwickelt und wird vom europäischen Konsortium OpenAIRE betrieben. Zenodo unterstützt eine Vielzahl von Dateiformaten, darunter Textdokumente, Bilder, Audiodateien, Videos und mehr. Durch die Bereitstellung einer DOI (Digital Object Identifier) können die veröffentlichen Materialien eindeutig identifiziert, dauerhaft verlinkt und einfach zitierbar gemacht werden.
Sie können für die Veröffentlichung auch medienspezifische Portale benutzen: Flickr für Bilder, Youtube für Videos (Video zu CC-Lizenzen auf Youtube), Free Music Archive für Musik und Wikimedia Commons für alle Medientypen. Wenn Sie mit dem Tool H5P arbeiten, so ist eine Veröffentlichung über Lumi möglich.
Des Weiteren können Portale, Webseiten oder Social-Media-Kanäle Ihrer Fach-Community ein Ort zur Veröffentlichung und zum Teilen Ihrer OER sein. Hier dürfte auch die Wahrscheinlichkeit eines konstruktiven Feedbacks relativ hoch sein. Ein Austausch über Lehr-/Lernmaterialien kann auch ein fachlicher Austausch sein. Fachliches oder didaktisches Feedback und auch eine darüberhinausgehende Kooperation sind der Kerngedanken von Openness und steigern die Qualität der Lehr-/Lernmaterialien.
Metadaten
Wenn Sie Ihre Lehr-/Lernmaterialien teilen, versehen Sie diese mit möglichst vielen und aussagekräftigen Metadaten. Basal sind dabei Ihr Name als Autor oder Autorin, die CC-Lizenz und der Titel. Je mehr Sie angeben, desto eher werden Ihre OER gefunden. Hier können Sie sich ein kurzes Video zum Thema Metadaten des oben genannten Portals "Twillo" anschauen. Lesen Sie außerdem hier den Abschnitt zu didaktischen Metadaten und beurteilen Sie die Relevanz dieser Metadaten. Würden Ihnen diese bei der Nachnutzung fremder Materialien helfen? Wenn Sie diese selber vergeben müssten, sehen Sie da Schwierigkeiten?
Überprüfung
Vor dem endgültigen Upload Ihres Lernmaterials können Sie es noch einer systematischen Überprüfung unterziehen. Sie finden im Folgenden eine Prüfliste und eine Präsentation. Überprüfen Sie, ob alle Punkte der Prüfliste von der Präsentation positiv erfüllt werden.
- Video "Wie erstellt und teilt man OER?" von OERinform, CC BY-SA 4.0
- Video "Lizenzhinweise sichtbar machen. Teil 1: Lizenzangaben an eigenen Bildungsmaterialien", twillo, CC-BY 4.0 , wenige Sekunden am Anfang ausgeschnitten
- Grafik "CC-Lizenzangaben" sowie "Grafik Zusammenstellung vs. Verschmelzung" von Henry Steinhau und David Pachali für iRights.info, CC BY 4.0.
- Kompatibilitätstabelle von Kennisland, CC 0 1.0
- Bild "Landesförderungen von OER-Repositorien und -Referatorien, Collage": Susanne Grimm, basierend auf Freie Lerninhalte für & von Hochschulen by Anja Lorenz, TH Lübeck (via Google.docs), CC BY 4.0,
- "Kombinieren, Bearbeiten, Remixen: OER richtig verwenden" von Henry Steinhau und David Pachali für iRights.info, CC BY 4.0.
- "Bildungsmaterialien systematisch auf OER-Kriterien prüfen: Das praxiserprobte OER-Prüfinstrument" von Henry Steinhau für iRights.info, CC BY 4.0.
- "Checkliste Open Educational Resources erstellen" von Alexander Kobusch und Linda Halm, CC BY 4.0.