1. Lehrveranstaltungen
4 Minuten
Vorlesungen, Vorträge und Seminare
Grundlagen der Unterstützung von Studierenden mit Beeinträchtigungen in Lehrveranstaltungen
- Zeigen Sie in den ersten Veranstaltungen im Semester Offenheit.
- Signalisieren Sie klar, dass Sie bereit sind, auf Bedürfnisse wegen Erkrankungen oder Beeinträchtigungen einzugehen.
- Ermutigen Sie Studierende dazu, Kontakt aufzunehmen. Rechnen Sie damit, dass Studierende Diskriminierung, Ängste und Scham kennen und deshalb verständlicherweise vorsichtig sind.
- Sorgen Sie für Privatsphäre. Auch anonyme Anliegen oder Kritik sollten einfach bei Ihnen ankommen können.
Ansprache
- Fragen Sie: Braucht jemand Unterstützung wegen einer Behinderung, einer bestimmten Barriere oder chronischen Erkrankung?
- Sagen Sie: Wer Unterstützung möchte, kann sich im Anschluss an die Veranstaltung, in der Sprechstunde, telefonisch, online oder schriftlich melden.
- Geben Sie an: Bei wem genau man sich meldensoll? Die Lehrperson, Sekretariat oder Mitarbeitenden?
- Informieren Sie über zuständige Anlaufstellen und Beratungsangebote.
Praktische Hinweise
Vor der Veranstaltung
- Stellen Sie Unterlagen und Literatur vor der Sitzung zur Verfügung, um eine Vorbereitung zu ermöglichen. Das ist nicht nur bei bestimmten Beeinträchtigungen wie Gehörlosigkeit nötig, sondern hilfreich für alle Studierenden.
- Kommunizieren Sie etwaige Fristen und einzuhaltende Formalia.
- Untertiteln Sie Videos. Transkribieren Sie Audios. So sind die Inhalte mit verschiedenen Sinnen wahrnehmbar. Die genauen Schritte finden Sie hier in der Toolbox.
- Machen Sie sich in kleineren Veranstaltungen möglichst mit den Namen der Studierenden bekannt, um sie adressieren zu können.
- Seien Sie Verspätungen gegenüber nachsichtig, es könnten Toilettengänge oder Raumwechsel dahinterstecken. Informieren Sie rechtzeitig über aktuelle Barrieren oder Störungen und bleiben Sie selbst aufmerksam dafür.
Während der Veranstaltung, insbesondere Vorlesungen
- Verhindern Sie Störgeräusche: Hörgeräte verstärken auch kleine Nebengeräusche. Es profitieren alle, wenn Sie für Ruhe im Hörsaal und für Disziplin bei Diskussionen im Seminarraum sorgen.
- Strukturieren Sie den Inhalt: Kündigen Sie die geplanten Punkte und deren Struktur an. Moderieren Sie Themenwechsel während der Vorlesung an.
- Verschriftlichen Sie: Halten Sie wichtige Punkte für alle sichtbar und kontrastreich auf Tafel oder Folie fest. Geben Sie ausreichend Zeit, zu lesen und zu übertragen.
- Seien Sie hörbar und sichtbar: Wenden Sie sich dem Publikum zu, nicht der Tafel. Verdecken Sie nicht Ihr Gesicht. Machen Sie alle verfügbaren Lichtquellen an. Nutzen Sie ein Mikrofon, wenn es vorhanden ist. Wiederholen Sie Fragen aus dem Plenum noch einmal in das Mikrofon.
- Erlauben Sie Hilfsmittel und Audiomitschnitte: Wenn es Studierenden nicht gelingt teilzunehmen oder sich angemessene Notizen zu machen, helfen Mitschnitte. Oder liefern Sie ein Transkript: Rechtzeitig und digital.
- Verbalisieren Sie: Fassen Sie Ihre Handlungen und das Präsentierte in Worte.
Tipps für Videokonferenzen
Vor der Online-Veranstaltung
- Genau wie in Präsenz gilt: Stellen Sie Unterlagen und Literatur vor der Sitzung zur Verfügung, um eine Vorbereitung zu ermöglichen.
- Untertiteln Sie Videos. Transkribieren Sie Audio.
- Möglichst barrierefreies Videokonferenzsystem:
Auf die Auswahl des Tools haben Sie nicht immer Einfluss. Machen Sie sich aber gut vertraut mit dem Funktionsumfang.
Nutzen sie Funktionen bewusst - z.B. automatisches Stummschalten beim Eintritt von Teilnehmenden, oder falls integriert, die Verwendung automatischer Live-Untertitel.
Aktivieren Sie den Chat. - Wenn der Bedarf durch eine gehörlose Person in der Veranstaltung bekannt ist, ist die Einblendung einer Gebärdensprachdolmetscherin denkbar.
Während der Online-Veranstaltung
- Starten Sie eventuell eine Aufzeichnung: Diese könnten Sie im Nachgang inklusive Untertiteln bereitstellen - unter Beachtung des Datenschutzes.
- Verhaltensregeln und Absprachen: Geben Sie Netiquette oder Chatiquette vor.
- Verhindern Sie Lärm: Für Ruhe im virtuellen Raum zu sorgen, ist leichter. Schalten Sie alle stumm, außer der Person, die gerade dran ist. Keine störenden Geräusche, kein Durcheinander – einigen Sie sich auf Sprechen nur nach Handzeichen und Aufforderung.
- Strukturieren Sie Ihren Inhalt: Kündigen Sie Wechsel und Fragen an, genau wie in der Präsenzlehre.
- Fassen Sie Ihre Handlungen und das Präsentierte in Worte:
Beschreiben Sie visuelle Inhalte, machen sie auditiven Inhalt sichtbar.
So geht es: „Wenn ich links auf den Befehl ‚Einstellungen‘ klicke, dann öffnet sich das Fenster zur Konfiguration des Programms.“
So nicht: „Wenn ich jetzt hier klicke, dann sehen Sie dieses Fenster.“